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Welche Masken schützen und wie man sie richtig trägt
Bald werden wir auch in der Schweiz vermehrt Schutzmasken tragen. Alles, was Sie dazu wissen müssen, finden Sie in unserer visuellen Übersicht.

Patrick Vögeli, Alexandra Bröhm, Sebastian Broschinski, Marc Brupbacher
Aktualisiert am 1. Juli 2020

Masken ja oder nein, über diese Frage diskutieren wir in der Schweiz seit Monaten. Nun endlich wurde ein Entscheid gefällt. Ab Montag gilt im öffentlichen Verkehr eine Maskenpflicht. Das hat der Bundesrat beschlossen. Er reagiert damit auf die steigenden Corona-Fallzahlen und die Forderung der Kantone. Nach der Aufhebung der Massnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie seien wieder mehr Menschen mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. Dabei könne der empfohlene Abstand oft nicht eingehalten werden.

Die Maskenpflicht gilt für Personen ab zwölf Jahren. Sie gilt in Zügen, Trams und Bussen, Bergbahnen, Seilbahnen und auf Schiffen. Wir zeigen, was es zu beachten gilt.

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Die grössten Fehler

Den meisten Menschen wird das Tragen der Maske schnell unangenehm. Sie beginnen dann, daran herumzuzupfen und sie hoch- oder runterzuziehen. Das sollte man keinesfalls tun. Wenn man sich dazu entschliesst, eine Maske zu tragen, sollte man sie nicht anfassen. Wer die Maske immer wieder an- und auszieht, ohne sich vorher die Hände zu desinfizieren, kann genauso gut keine tragen. Diszipliniert zu bleiben, ist nicht einfach. Korrekt angewendet, können Masken aus Sicht verschiedener Experten aber eine wichtige Rolle bei der Eindämmung spielen.

Falsch!
Die Maske sollte immer die ganze Nase bedecken.
Falsch!
Auch das Kinn sollte immer vollständig bedeckt sein.
Falsch!
Die Maske darf nicht locker über den Ohren hängen, sondern muss festgezurrt werden.
Falsch!
Die Maske sollte man zur Entlastung nie unter das Kinn schieben.
So geht es!
Richtig!
Die Maske sollte die ganze Nase und auch das Kinn vollständig bedecken. Die Maske muss so festgezogen werden, dass sie eng am Gesicht liegt, es darf keine Lücken geben.
Das gilt es weiter zu beachten:
  • Waschen Sie Ihre Hände gründlich. Hier erfahren Sie wie.
  • Ziehen Sie die Maske an, bevor Sie die Wohnung verlassen.
  • Halten Sie die Maske am oberen und unteren Ende fest und platzieren Sie sie über Nase und Mund. Ziehen Sie die Bänder über die Ohren und spannen Sie die Maske so an, dass es keine Lücken zwischen Maske und Gesicht mehr gibt.
  • Fassen Sie die Vorderseite der Maske nicht an. Wenn es doch passiert, müssen Sie erneut die Hände waschen.
  • Sobald die Maske durchfeuchtet ist, sollte sie gewechselt werden, spätestens nach sechs bis acht Stunden. Um die Maske abzusetzen, sollte man sie hinten an den Bändern lösen, auf keinen Fall vorne am Schutzvlies. Danach in einem Mülleimer mit Deckel entsorgen. Waschen Sie Ihre Hände erneut gründlich.
  • Nur weil Sie eine Maske tragen, sollten Sie sich nicht zu sicher fühlen. Die Hygieneregeln und das Social Distancing sind trotzdem noch genauso wichtig.

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Welche Maskentypen gibt es

Atemschutzmasken (Mit und ohne Ventil)
FFP1, FFP2, FFP3
  • Die Bezeichnung FFP steht für Filtering Face Piece. FFP1, FFP2 und FFP3 schützen zu 80, 94 bzw. 99 Prozent vor Viren - ganz dicht sind sie aber nicht. FFP1-Masken schützen nicht vor Aerosolen und sind für den Selbstschutz im medizinischen Bereich ungeeignet.
  • Mit FFP2/3-Masken schützen sich die Träger, zum Beispiel Pfleger oder Ärztin, vor Infektionen, da die Atemluft von aussen gefiltert wird beim Einatmen.
  • Partikelfilter fangen auch Staub, Dämpfe oder einen Teil Mikroorganismen auf.
  • Achtung: Einige dieser Masken haben ein Ventil zum leichteren Ausatmen. Infizierte Personen mit oder ohne Krankheitssymptome sollen diese Masken nicht benutzen, denn sie tragen zur Virenverbreitung bei.
  • Die Schutzwerte gelten nur, wenn die Maske optimal sitzt, so können bereits «Barthaare im Bereich der Dichtlinie zwischen Atemschutzmaske und Gesichtshaut die Schutzwirkung beeinträchtigen», wie das Robert-Koch-Institut betont.
Hygienemasken oder chirurgische Maske
Typ II oder IIR
  • Innenseite der meisten medizinischen Masken sind weiss, während die Aussenseite eine beliebige andere Farbe aufweist.
  • Für Personen mit Krankheitssymptomen gedacht. Sie schützen das Umfeld vor infektiösen Erregern aus Nase und Mund des Maskenträgers. Können also das Infektionsrisiko bei älteren und chronisch kranken Menschen reduzieren.
  • Bieten keinen zuverlässigen Schutz gegen eine Infektion, da sie keinen Filter besitzen und an den Rändern viel Luft eingesogen wird.
  • Verhindern, dass Schleimhäute von Mund und Nase mit allfällig verseuchten Händen berührt werden.
  • Metallstück über der Nase zu Beginn satt andrücken, damit die Maske dicht sitzt.
  • Nach einmaligem Gebrauch sofort wegwerfen und danach Hände mit Wasser und Seife waschen.
Stoffmasken
Selbst gemachte Stoffmasken
  • Wer keine Masken kaufen kann, der kann sich auch selbst eine Maske aus Stoff nähen oder basteln.
  • Am besten nimmt man ein Material wie Baumwolle, das sich gut heiss waschen lässt. Idealerweise ist die Maske mehrlagig.
  • Für die Stoffmasken gilt, was auch bei den Hygienemasken gilt: Sie schützen weniger einen selbst vor einer Ansteckung, sondern das Umfeld in einem gewissen Mass.
  • Im Netz findet man Anleitungen, um eine Maske selbst zu machen. Es gibt sogar Anleitungen für alle, die nicht gerne nähen.
  • Werden vom Bundesamt für Gesundheit und der Swiss National Covid-19 Science Task Force nicht empfohlen, da sie keine nachgewiesene Schutzwirkung aufweisen.
Geprüfte Textilmasken
  • Geprüfte industriell gefertigte Textilmasken verschiedener Schweizer Unternehmen. Erhältlich seit mitte Mai.
  • Erfüllen die Anforderungen der National Covid-19 Science Task Force.
  • Tragen das Label «TESTEX Community Mask».
  • Die Qualitätsstandards für die geprüften Textilmasken haben Empa-Forschende zusammen mit der Schweizer Textilbranche entwickelt.

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Die wichtigsten Fragen und Antworten

Schützen Masken vor Infektionen?
Ein Team um den englischen Epidemiologen Tom Jefferson von der Universität Oxford hat im April 14 Studien durchforstet, um endlich die Frage zu klären, wie gut Gesichtsmasken tatsächlich vor viralen Infektionen schützen. Das Resultat war für alle, die klare Antworten mochten, nicht allzu befriedigend: Jeffersons Team konnte keinen klaren Effekt finden, dass Masken die Infektionszahlen senken. Allenfalls in Kombination mit anderen Massnahmen könnten die Masken etwas bringen. In einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen schlug Jefferson vor, man sollte die aktuelle Situation nützen, um mehr Studien zu dem Thema in Angriff zu nehmen. Ein Artikel im British Medical Journal, an dem auch der Schweizer Neonatologe Manuel Schmid mitgearbeitet hat, konnte auch nicht klar nachweisen, dass Masken vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen. Aber die Forscher kamen schon damals zum Schluss: «Weil Covid-19 eine so ernste Bedrohung ist, raten wir dazu in der Öffentlichkeit Masken zu tragen.» Denn selbst ein kleiner Effekt könnte Leben retten, sind die Wissenschaftler überzeugt. Auch ein britisch-chinesisches Team sprach sich im Fachmagazin Lancet für das Maskentragen aus. Das Maskentragen bringe für den Einzelnen nicht viel, schrieben die Autoren, doch als Gesamtmassnahme, wenn sich alle daran halten würden, könnte es trotzdem helfen, die Epidemie einzudämmen.

Mit dem Fortschreiten der Pandemie zeigen allerdings immer mehr Studien, dass sich durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes die Ausbreitung von Covid-19 verringern lässt. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihren Standpunkt zum Tragen von Gesichtsmasken in der Corona-Krise geändert. Zur Eindämmung von Infektionen empfiehlt sie nun das Tragen in überfüllten Einrichtungen, teilte die WHO am 6. Juni mit. Vorher galt, dass der Mundschutz nur für Kranke und Menschen, die Kranke pflegten, sinnvoll sei.

Ein Überblick über aktuelle Ergebnisse aus Studien zur Wirksamkeit von Schutzmasken:
  • Experiment mit Hamstern (26. März 2020)
    Eine Studie aus Hongkong hat in einem Tierexperiment mit Hamstern erstmals nachgewiesen, dass sich durch Mundschutzmasken das Übertragungsrisiko des Coronavirus deutlich verringern lässt. Dabei sank das Infektionsrisiko gesunder Hamster um mehr als 60 Prozent, wenn am Käfig infizierter Tiere ein Maskenstoff angebracht war. Hatten nur die gesunden Tiere einen Maskenschutz, halbierte es die Infektionsgefahr immerhin. Ohne jeglichen Schutz infizierten sich zwei Drittel der Tiere innert einer Woche.
  • Studie aus China und den USA zur Effektivität von Masken (27. Mai 2020)
    In der im Fachmagazin Science erschienen Arbeit gehen die Forscher davon aus, dass sich das neue Coronavirus nicht nur durch Niesen, Husten und feuchtes Sprechen verbreiten kann, sondern auch über in der Luft schwebenden Aerosole. Dabei handelt es sich um besonders feinen virushaltigen Nebel, der schon beim normalen Atmen und Sprechen entsteht und lange in der Luft stehen bleiben kann. Masken stellen damit eine Barriere dar, welche die Anzahl infektiöser Viren beim Ausatmen von asymptomatischen Personen reduziert, so die Forscher. Im Bericht schreiben die Wissenschaftler anhand epidemiologischer Daten, dass Länder mit einer frühzeitig eingeführten Maskenpflicht - wie Taiwan, Singapur oder Südkorea - die Pandemie besonders gut eindämmen konnten. Zudem sei es vor allem wichtig, Masken an Orten zu tragen, an denen sich hohe Viruskonzentrationen ansammeln können, wie in öffentlichen Verkehrsmitteln, Restaurants oder anderen engen Räumen mit reduzierter Belüftung.
  • Studie chinesischer Forscher über den Nutzen von Masken in Haushalten (29. Mai 2020)
    Eine im Fachmagazin BMJ Global Health veröffentlichte Studie aus China untersuchte 335 Menschen in 124 Familien, bei denen mindestens eine Person positiv auf Covid-19 getestet worden war. Laut den Forschern verringerte das Tragen einer Schutzmaske das Infektionsrisiko um 79% - jedoch nur, wenn die Familienmitglieder Masken trugen, bevor bei der ersten infizierten Person Symptome auftraten. Damit bestätigen sich Beobachtungen aus anderen Studien, dass die grösste Gefahr von Infizierten ausgeht, die noch keine Symptome zeigen.
  • Übersichtsstudie zur Effektivität verschiedener Schutzmassnahmen: Mindestabstand, Masken, Augenschutz (1. Juni 2020)
    Ein Team aus Wissenschaftler hat im Auftrag der WHO insgesamt 44 vergleichende Studien aus 16 Ländern systematisch analysiert, um die Wirksamkeit von Schutzmassnahmen gegen die Verbreitung von viralen Krankheiten wie Covid-19 zu überprüfen. Nach den Ergebnissen der Meta-Analyse kann ein Mund-Nasen-Schutz das Risiko einer Infektion um bis zu 80% senken. Ohne Mund-Nasen-Schutz betrug das Infektionsrisiko in den Studien 17,4%, mit Mundschutz fiel es auf 3,1%. Somit schützt die Maske bis zu einem gewissen Grad auch ihren Träger vor einer Ansteckung. Obwohl die Autoren auf die geringe Evidenz der Ergebnisse hinweisen, lässt die Übersichtsstudie auf eine positive Wirkung von Masken schliessen.
Wie schützt die Maske mich?
Besteht das Hauptziel darin, sich vor den Viren anderer zu schützen, bringen die einfachen Stoffmasken und Hygienemasken im Alltag wenig, denn sie riegeln Mund und Nase in der Regel nicht hermetisch ab. Diese Masken halten grössere Partikel ab, verfügen aber nicht über Filter, um vor Viren zu schützen. Denn die kugelförmigen Viren sind ungefähr 1000-mal kleiner als die Breite eines Haares und passen so durch die Lücken zwischen den Fasern im Papier der Masken. Der Erreger kann beim Atmen durch die seitlichen Maskenöffnungen eingesaugt werden. Oder das Virus bleibt an Masken geringer Schutzklasse kleben und gelangt beim nächsten Atemzug in den Körper. Schützen können nur die spezialisierten N95-Masken, auch sie bieten zwar keine absolute Sicherheit, erreichen in Tests aber sehr hohe Werte. Die N95-Masken sind vorwiegend für das Gesundheitspersonal vorbehalten, das tagtäglich mit Infizierten zu tun hat, und sind nicht für die breite Bevölkerung gedacht. In den Medien werden oft FFP-Masken mit Ventil in der Mitte gezeigt. Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stellt dazu fest: «Masken ohne Ventil filtern sowohl die eingeatmete Luft als auch die Ausatemluft und bieten daher sowohl Eigenschutz als auch Fremdschutz. Masken mit Ventil filtern nur die eingeatmete Luft und sind daher nicht für Fremdschutz ausgelegt.» Anstecken kann man sich zudem auch über Tröpfchen, die ins Auge gelangen. Aus diesem Grund trägt das Gesundheitspersonal auch Schutzbrillen.
Wie schützt die Maske die anderen?
Das Tragen von einfachen Masken schützt vor allem andere vor mir. Deshalb hat der deutsche Virologe Christian Drosten es auch immer wieder als «Höflichkeitsgeste» bezeichnet, wenn man solche Masken in der Öffentlichkeit trägt. Wenn alle in der Öffentlichkeit Masken anziehen, gibt es zudem einen kollektiven Schutzeffekt für den Maskentragenden: Man ist geschützt, weil das Gegenüber, das vielleicht von seiner Infektion noch nichts weiss, ebenfalls eine Maske trägt. Es mehren sich die Hinweise, dass Infizierte schon ein, zwei Tage, bevor sie selbst erkranken, sehr ansteckend sind. In einer Studie aus China nehmen die Autoren an, dass 44 Prozent der Neuansteckungen passieren, bevor jemand Symptome zeigt. Wir wissen allgemein noch zu wenig über das Coronavirus und die Frage, wie es sich überträgt. Die Anzeichen verdichten sich, dass sich das neue Coronavirus nicht nur durch Niesen, Husten und feuchtes Sprechen, die Tröpfcheninfektion, verbreiten kann, sondern auch in Form eines Aerosols. Der Berliner Virologe Christian Drosten schätzt im NDR-Podcast , dass fast die Hälfte der Virusübertragungen auf Aerosole zurückzuführen sind, die andere Hälfte durch grössere Tröpfchen und nur rund zehn Prozent durch Schmier- oder Kontaktinfektionen. Diese Frage ist entscheidend, wenn es darum geht, wie wirksam einfache Masken sind. Aerosole sind winzigste Tröpfchen, die wir beim Sprechen verteilen. Stoffmasken und chirurgische Masken halten am ehesten die grösseren Tröpfchen, die wir beim Husten oder Niesen versprühen, zurück. Aerosole können sie nicht vollständig blockieren, dafür sitzen sie auch zu locker. Trotzdem können sie die Menge der versprühten Viren reduzieren. In einer Anfang April im Fachmagazin «Nature Medicine» erschienenen Studie zeigten die Autoren, dass auch einfache Masken die Menge der Viren zumindest verringerten, die ein Infizierter verteilte. Beim Niesen oder Husten, ohne dass die Ellenbeuge vor den Mund gehalten wird, können Tröpfchen mit 180 km/h in die Umgebung geprustet werden und weiter fliegen als den Mindestabstand von 1,5 Metern. Auch wer sich eine einfache Maske umbindet, verhindert damit, dass sich die Viren ungebremst weiterverbreiten.
Warum rät das BAG immer noch von Masken ab?
Masken böten «keinen wirklichen Schutz vor Viren», sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) immer wieder. Auf der BAG-Website heisst es sogar immer noch explizit: «Gesunde Personen sollen in der Öffentlichkeit keine Hygienemasken tragen.» Sie würden nicht effektiv vor einer Ansteckung schützen. Dennoch gilt ab dem 6. Juli im öffentlichen Verkehr eine Maskenpflicht. Das hat der Bundesrat am 1. Juli beschlossen. Fürs Einkaufen hält der Bundesrat die Masken weiterhin für unnötig, solange der Abstand eingehalten wird.
Was empfehlen andere Behörden?
Auch die US-amerikanische Seuchenbehörde CDC und das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) rieten zu Beginn von einer breiten Maskenempfehlung für die Bevölkerung ab. Nun sind beide umgeschwenkt: Das Tragen von nicht medizinischen (auch selbst gebastelten) Stoffmasken sei überall dort empfehlenswert, wo in der Öffentlichkeit Distanzhalten nur schwer möglich ist – beispielsweise in Supermärkten und Apotheken. Auch das RKI korrigiert seinen Kurs und rät nun, bei Erkältungskrankheiten präventiv eine Maske zu tragen, um andere etwa durch Niesen nicht zu gefährden – und in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum, also beispielsweise im öffentlichen Verkehr. Wichtig sei jedoch, dass man mit der Maske richtig umgehe. Seit Ende April wurde in allen Bundesländern der einfache Mund-Nasen-Schutz in unterschiedlichem Ausmass beispielsweise in Supermärkten oder dem öffentlichen Personenverkehr zur Pflicht. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte erst am 6. April, Masken könnten tatsächlich einen Beitrag leisten, um die Verbreitung des Virus Sars-CoV-2 zu hemmen. Anfang Juni änderte die WHO dann ihre Leitlinien, nachdem eine Metaanalyse im Fachjournal «The Lancet» gezeigt hatte, dass das Tragen von Schutzmasken die Ausbreitung von Covid-19 reduzieren kann. Neu empfiehlt die WHO, überall dort eine Maske zu tragen, wo man nicht Distanz halten kann.
Was empfiehlt ein südkoreanischer Epidemiologe der Schweiz?
Der Aufruf erfolgt 9000 Kilometer weit weg von hier. Alle Bewohner der Schweiz sollen im Kampf gegen die Ausbreitung von Covid-19-Schutzmasken tragen, gleich wie in Südkorea. Das empfiehlt der Epidemiologe Chun Byung-chul in einem Schreiben an einen Schweizer Arzt. Der Experte von der Korea University lebt selber in Südkorea – das als jenes Land gilt, das die Verbreitung des Virus eingedämmt hat, ohne das ganze öffentliche Leben einzufrieren. Bei Covid-19, so Chun, seien die ersten Symptome sehr mild, sodass kaum zu erkennen sei, wer sich angesteckt habe und wer nicht. «Masken können die Ausbreitung der Tröpfchen, die das Virus enthalten, verringern.» Es gebe zwar keine Studien, die einen epidemiologischen Effekt der normalen Hygienemasken belegen würden, aber in der klinischen Praxis werde ein solcher Effekt doch festgestellt. Chuns Worte richten sich auch an den Bundesrat, wie er auf Anfrage präzisiert. Auch George Gao, Virologe und Direktor des chinesischen Zentrums für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten, warnte in der Fachzeitschrift «Science» vor einer verpassten Chance: «Die USA und Europa machen einen grossen Fehler, indem die Menschen dort keine Masken tragen. Viele Personen haben eine asymptomatische oder präsymptomatische Infektion. Wenn sie eine Maske tragen würden, könnte diese verhindern, dass Tröpfchen, die das Virus übertragen, entweichen und andere infizieren.» Viele europäische Länder folgten diesem Rat schon. In Tschechien durfte vor den Lockerungen ende Mai niemand mehr ohne Mund- und Nasenbedeckung das Haus verlassen. In Deutschland haben alle Bundesländer eine Maskenpflicht beschlossen, die weiterhin zu den Basismassnahmen zählt. Kanzlerin Angela Merkel hatte das Tragen sogenannter Hygienemasken in Bussen und Bahnen sowie im Einzelhandel lediglich «dringend empfohlen». Österreich hatte bis mitte Juni eine der umfassendsten Maskenpflicht innerhalb der EU. Sie galt in allen Geschäften, Supermärkten, Restaurants oder sogar in der Öffentlichkeit, wenn Bürger mit anderen Menschen in Kontakt traten. Seit den Lockerungen am 15. Juni müssen Österreicher(innen) nur noch im öffentlichen Verkehr, im Gesundheitsbereich sowie bei Dienstleistungen, bei denen die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können, zur Maske greifen.
Welche Branchen haben in der Schweiz eine Maskenpflicht für Angestellte?
Pflicht ist das Tragen von Masken in der Schweiz bei einigen neu wieder zugelassenen Dienstleistungen, bei denen sich Kunde und Dienstleister näher als 1,5 Meter kommen. Im Gesundheitsbereich sind dies etwa Physiotherapie- oder Massagepraxen. Um Personal und Kundschaft besser zu schützen haben auch Coiffeurgeschäfte, Kosmetikinstitute oder Tattoo-Studios die obligatorische Nutzung von Masken als einheitliche Branchenlösung eingeführt. Die Geschäfte können die Masken über eine Branchenplattform bestellen. Ebenso hat der Schweizerische Fahrlehrerverband eine generelle Tragpflicht einer Schutzmaske für Fahrschüler(innen) bestimmt. Das Schutzkonzept der Swiss Retail Federation, dem Verband der mittelständischen Detailhandelsunternehmen, schreibt keine Maskentragpflicht für Angestellte vor. Falls Mitarbeitende es wünschen, sollen Masken jedoch zur Verfügung gestellt werden. Ähnlich sieht es bei Hoteliers und Gastronomen aus, hier sind Masken nur in besonderen Arbeitssituationen angedacht.
Wie sieht das Schutzkonzept der SBB aus?
Mit den Lockerungen am 11. Mai hat auch der öffentliche Verkehr sein Fahrplanangebot wieder erhöht. Begleitet wird der Schritt mit einem Schutzkonzept, welches die Schweizer Transportunternehmen in Zusammenarbeit mit den Bundesämtern für Verkehr und Gesundheit erarbeitet haben. Dabei wird vor allem auf die Selbstverantwortung und Solidarität der Reisenden gesetzt. Das Schutzkonzept beinhaltet folgende Grundsätze:
  • Stosszeiten vermeiden
  • Abstandsregeln einhalten
  • Hygieneregeln beachten
  • Tickets wenn möglich online oder am Automaten kaufen
Zusätzlich hat man mehr Desinfektionspunkte an Bahnhöfen eingerichtet und die Reinigung, insbesondere von Kontaktflächen, stark intensiviert. Ab Montag, 6. Juli gilt im öffentlichen Verkehr eine Maskenpflicht. Dies hat der Bundesrat am 1. Juli schweizweit beschlossen.
Kann ich eine Maske wiederverwenden?
Eigentlich galt bis vor der Epidemie die klare Empfehlung, Hygienemasken nicht zweimal zu verwenden und die Maske, sobald sie zu feucht wird, zu ersetzen. Doch in Zeiten, wo alles medizinische Equipment grundsätzlich knapp ist, gelten andere Regeln. Im Hinblick auf einfache Hygiene- oder Stoffmasken zeigt sich der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité zuversichtlich, dass es ausreicht, sie bei 70 Grad in den Backofen zu legen, bis sie trocken sind. So könne man sie auch zweimal verwenden, aber immer nur für sich selbst. Stoffmasken seien zudem bei 60 Grad waschbar. Bei der Handhabung der Masken müsse man zudem aufpassen die Vorderseite, auf der sich die meisten Viren befinden, nicht anzufassen. Mit Desinfektionsmitteln darf man Hygienemasken nicht reinigen, weil das die Maske schädigt. Das Bundesamt für Gesundheit rät allerding von einer Wiederverwendung ab: «Wenn Sie die Maske getragen haben, ist die Oberfläche potenziell kontaminiert. Deshalb können Sie sie nicht wieder verwenden. Sobald Sie die Maske abnehmen, müssen Sie sie korrekt in einem Mülleimer entsorgen.»
Kann ich Schutzmasken in der Mikrowelle sterilisieren?
Nein. Um die Stoffmasken zu reinigen, sollte man sie in der Waschmaschine waschen, möglichst bei 60 Grad. In den USA ist es bereits zu Bränden gekommen, weil Menschen ihre Masken, die ein Metallteil als Nasenbügel hatten, in der Mikrowelle zu sterilisieren versuchten.
Was taugen Stoffmasken (selbst gemachte)?
Sie sollten möglichst aus Baumwollstoff sein, damit man sie heiss waschen kann, und mehrlagig. Stoffmasken bieten keinen Schutz vor einer Ansteckung für den Träger. Aber sie schützen andere, bis zu einem gewissen Grad, vor einem selbst. Noch grösser ist die Unsicherheit bei selbst genähten Masken, da diese nicht geprüft sind. «Die Schutzwirkung dieser Masken ist nicht belegt, sie können aber als optisches Signal dazu beitragen, dass die Abstandsregeln eingehalten werden und dass sich der Träger weniger ins Gesicht fasst», sagt Lukas Jaggi, Sprecher des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic. Vom Tragen selbst hergestellter Gesichtsmasken aus Textil rät das Bundesamt für Gesundheit (BAG) explizit ab. Selbst genähte Masken böten keinen Schutz vor einer Ansteckung oder erhöhten sogar das Risiko.
Kann ich mir auch einen Schal um das Gesicht wickeln?
Der Schal muss ähnlich eng wie eine Maske sitzen, dann gilt ungefähr das Gleiche in puncto Wirksamkeit wie bei einer selbst gemachten Maske aus Stoff: ein gewisser Schutz für die anderen; Eigenschutz nur, wenn es alle tun. Solche Stoffe können zwar einen gewissen Schutz bieten. Sie stellen eine Barriere dar, die verhindert, dass eigene Sekrettröpfchen mit Wucht in die Umgebung geschleudert werden. Auch Erreger von aussen gelangen auf diese Weise nicht ungehindert in Mund und Nase. Allerdings warnen Fachleute vor unsachgemässem Gebrauch.
Was ist das Risiko beim Tragen einer Maske?
Eine Maske befreit einen nicht von den üblichen Regeln während dieser Pandemie. Man sollte sich nicht in falscher Sicherheit wiegen, auch mit Maske sind Social Distancing und Händewaschen noch genauso wichtig. Eine Maske kann jedoch dabei helfen, dass man sich weniger ins Gesicht fasst. Die Maske oder «eine andere Form der Barriere» könnte laut Robert-Koch-Institut dazu führen, «dass die Abstandsregel nicht mehr eingehalten oder die Händehygiene nicht mehr umgesetzt wird». Ansonsten sagen die Experten: Bis die Frage, ob sie tatsächlich auch beim neuen Coronavirus einen effektiven Schutz bieten, geklärt ist, gilt das Prinzip «Selbst wenn es nichts nützt, schadet es auch nicht». Adrien Burch, Mikrobiologin an der University of California in Berkeley, plädiert deshalb ebenfalls für das Tragen von Masken. Diese würden viel mehr helfen als schaden, schreibt sie in einem Blog-Eintrag. Bei Sars, mit dem das aktuelle Virus Sars-CoV-2 verwandt ist, hätten sie einen signifikanten Schutz geboten – und zwar sowohl als einfache Hygienemasken als auch als Atemschutzmasken.
Muss ich beim Joggen eine Maske tragen?
Auch beim Joggen gelten die Distanzregeln, also sollte man möglichst dort laufen gehen, wo es wenige Menschen gibt, und die normalen Abstandsregeln einhalten. Dann gibt es auch keinen Grund, eine Maske zu tragen, die das Laufen zudem erschweren könnte. Als Vorsichtsmassnahme gilt, dass man vor allem nicht zu nahe hinter einem anderen Läufer rennen sollte, also besser neben- als hintereinander joggen.
Sollen Kinder eine Maske tragen?
Kinder unter 2 Jahren sollen grundsätzlich keine Masken tragen. Für Kindergarten- und Schulkinder kann es in gewissen Situationen in der Öffentlichkeit oder im Kontakt mit Risikogruppen Sinn machen. Allerdings ist es für kleinere Kinder schwieriger, sich an die Regeln des korrekten Maskengebrauchs zu halten. Gesunde Kinder untereinander brauchen keine Masken, weil sie selbst praktisch nie schwer erkranken an Covid-19.
Soll man zu Hause eine Maske tragen?
Zuhause macht es dann Sinn, wenn man selbst krank ist und man seine Mitbewohner so vor einer Ansteckung schützen möchte. Helfen kann eine Maske zu Hause auch dann, wenn man mit jemandem zusammenlebt, der zur Risikogruppe gehört. Man kann das Risiko einer Ansteckung für diesen Menschen senken, indem man selbst eine Maske trägt.
Was sollen Brillenträger beim Tragen von Masken beachten?
Die Brille sollte auf der Maske getragen werden, sodass der Stoff unterhalb des Brillengestells liegt. Einerseits sitzt die Maske dadurch besser, andererseits kann die warme Atemluft mit etwas mehr Abstand an den Gläsern vorbeifliessen und so ein Beschlagen vermindern. Direkt unter der Brille sollte die Maske möglichst eng anliegen. Biegbare Metallbügel helfen hier, den Stoff eng an die Nasenform anzupassen. Die Luft entweicht somit nicht mehr so einfach nach oben weg. In vielen Teilen Asiens hat sich zudem der einfache Trick etabliert, die obere Kante von Einwegmasken nach innen zu falten. Dabei ist es aber wichtig, dass trotz des Faltens, Nase und Kinn vollständig bedeckt bleiben.